Projekt IGON
Das im März 2021 gestartete mehrdimensionale Integrationsprojekt IGON „Integration Goes Online“ zur Unterstützung Geflüchteter in Schule, Berufsschule und Hochschule, bot neben individueller Nachhilfe durch ehrenamtliche Lehrer*innen den Schülerinnen und Schülern mit Fluchthintergrund die Möglichkeit zum digitalen Lernen und zur barrierefreien Nutzung digitaler Medien. Neben dem flexiblen Präsenz- oder Online-Nachhilfeangebot in vielen verschiedenen Fächern, konnten die Schüler*innen bei Bedarf auch zusätzlich an Deutschkursen oder individueller Sprachförderung teilnehmen, um noch bestehende Sprachbarrieren zu überwinden. In der Nachhilfe erwerben die geflüchteten Schüler*innen sprachliche und fachliche Kompetenzen mit dem Ziel, die Abschlussprüfungen erfolgreich zu meistern und damit die Chancen auf eine dauerhafte erfolgreiche Integration zu erhöhen. Zusätzlich erweitert der Austausch von Ehrenamtlichen und Schüler*innen über ihre Lebenswelten Horizonte und fördert Beziehungen auf Augenhöhe.
Um die Lernorte geeignet auszustatten, erwarb der Asylarbeitskreis Heidelberg gebrauchte Laptops und Tablets zur Nutzung im Unterricht und zur Ausleihe an Schüler*innen. Gespendete Hardware wurde auf Vordermann gebracht und mit geeigneter Software versehen. Fachbücher für verschiedene Schularten und Ausbildungsberufe, sowie Kurs- und Arbeitsbücher für den Deutschunterricht, konnten über Projekt- und Spendenmittel angeschafft werden. Fächer, die im Rahmen der Nachhilfe in einem Umfang von circa 30 Stunden pro Woche unterrichtet wurden, waren neben Deutsch auch Englisch, Mathematik, Wirtschafts- und Sozialkunde, Fachkunde der Ausbildungsberufe oder Programmierung. Außerdem wurden Computer- und Präsentationstrainings angeboten. Um die sprachlichen Kompetenzen weiter zu verbessern, fand regelmäßig eine Diskussionsrunde statt, bei der die Teilnehmer*innen lernen konnten, wie man in einer Diskussion Pro und Contra-Argumente zu einer bestimmten Frage sammelt und seine eigene Meinung zu einem Thema begründet. Auch ein Literaturkreis findet regelmäßig statt. Jutta Heil, die die Nachhilfe koordiniert, bietet regelmäßig Teamtreffen und Lehrerfortbildungen für die Ehrenamtlichen an.
Durch das Nachhilfeangebot erhalten Geflüchtete aus Heidelberg die Möglichkeit, ihre fachlichen Kenntnisse zu erweitern. Sie erwerben aber auch lebenspraktische Fähigkeiten, erhöhen ihre Lernmotivation und Leistungsfähigkeit und somit auch die Chance auf einen erfolgreichen Schul- und Ausbildungsabschluss, eine gelungene Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft und eine zukünftig bessere (im-)materielle Lebenslage. Im Nachhilfeprojekt erleben Geflüchtete individuelle und solidarische Hilfe, Begegnung auf Augenhöhe und eine verlässliche, dauerhafte Anbindung. All das trägt zur Stärkung des Selbstwertgefühls und zur Stabilisierung der Menschen, die oftmals entwurzelt sind, bei.
Auch die freiwilligen Nachhilfelehrkräfte lernen durch ihr Engagement „über den Tellerrand“ zu blicken, erweitern ihre kulturellen Erkenntnismöglichkeiten und schulen die vorurteilsfreie Wahrnehmung. Ehrenamtliche und Geflüchtete erleben sich beide als Lernende. Geflüchtete sind auch als Unterrichtende am Projekt beteiligt, engagieren sich bei Stadtteilfesten und helfen bei Reparaturen und bei der Instandhaltung der Räume.
Die Unterstützenden kommunizieren beim Kontakt zu Arbeitgeber*innen, welche spezifischen Hürden Geflüchtete überwinden müssen, um sich erfolgreich auf dem deutschen Arbeitsmarkt behaupten zu können. Durch die individuelle Lernunterstützung in Schule und Ausbildung trägt das Projekt IGON zu mehr Chancengerechtigkeit im (Aus-)Bildungssystem bei, und leistet einen nachhaltigen Beitrag zur Integration und damit auch zur Minderung des Arbeitskräftemangels in der Region und zur Entlastung der Sozialsysteme. Bestehende Netzwerke werden durch das Projekt erweitert und gestärkt und neue Gemeinschaften von engagierten Menschen, die Verantwortung leben, entstehen. Das Nachhilfeprojekt kann als Beispiel für die Wirksamkeit von ehrenamtlichem Engagement dienen. Andere Vereine, Institutionen und Kooperationspartner profitieren durch die Weitergabe und dem Austausch über die im Projekt gemachten Erfahrungen.